10 Mar
2012 by Phil

Hört auf mit dem Kony 2012 shit!

First of all: Ich sage nicht, dass Kony kein böser Mensch ist und keine Strafe verdient hat.

Aber:
Das Kony 2012 Video spielt mit unseren Emotionen und stellt mal wieder das typische Klischee dar: Die guten, netten, Weissen müssen den armen, wehrlosen Schwarzen helfen.
Klar finden “wir” das toll und es berührt uns. Aber wie finden dies die Leute in Uganda?
Die Äthiopische Autorin Solome Lemma schreibt in ihrem Blog über diesen und weitere Aspekte.
Snip:

the Invisible Children narrative on Uganda is one that paints the people as victims, lacking agency, voice, will, or power. It calls upon an external cadre of American students to liberate them by removing the bad guy who is causing their suffering. Well, this is a misrepresentation of the reality on the ground. Fortunately, there are plenty of examples of child and youth advocates who have been fighting to address the very issues at the heart of IC’s work

Angelo Opi-aiya Izama, Jurnalist in Uganda schreibt ebenfalls:

The simplicity of the ‘good versus evil,’ where good is inevitably white/western and bad is black or African, is also reminiscent of some of the worst excesses of the colonial era interventions. These campaigns don’t just lack scholarship or nuance. They are not bothered to seek it.

Eine ganze Liste mit Stimmen aus Afrika gibt es HIER.

Mal abgesehen davon, dass Kony schon seit 6 Jahren gar nicht mehr in Uganda verweilt (Quelle) ist auch der Lösungsansatz von Invisible Children falsch:

By blindly supporting Uganda’s current government and its military adventures beyond its borders, as Invisible Children suggests that people do, Invisible Children is in fact guaranteeing that there will be more violence, not less, in Central Africa.

Quelle
Es ist nämlich so, dass die offizielle Staatsarmee in Uganda gemäss Humans Rights Watch ebenfalls der Folterung/Vergewaltigung/Kindersoldaten beschuldigt wird. Diese Fakten werden im Video wiederum überhaupt nicht erwähnt. Im Gegenteil, gemäss Invisible Children soll diese Armee ja finanziell unterstützt werden.

Dann wär da noch das mit der Finanzierung von Invisible Children:

pay $32 for an “Action Kit” and 10% of that goes to “direct services,” the rest on salaries, travel expenses and so on

Quelle

Wer mehr kritische Informationen zum Thema will, startet am besten HIER.

Zur Auflockerung einige Bilder:


Der hier ist besonders gut: Leute posten ein Foto von Carl Weathers aus dem amerikanischen Spielfilm “Predator” => FB-Freunde meinen es sei Kony. Die Sammlung von Leuten die das Experiment gemacht haben gibt es HIER.

Ich möchte nochmal erwähnen: Ich finde es nicht schlecht, dass die ganze Kony-Geschichte einen erhöhten Bekanntheitsgrad erlangt. Die Art und Weise sowie die Lösungsansätze des Videos sind aber leicht “daneben”.
All meine Zitierungen sind mit Quellenangaben versehen. Die Richtigkeit der entsprechenden Quellen kann ich nicht garantieren.

So, ich werde jetzt mal an einem 30-Minütigen Rettet-die-Pottwale Video mit Armaggedon- und Pearl Harbor Soundtrack arbeiten.

2 Kommentare

  • Jochen:

    12. March 2012 at 18:03

    Vielen Dank für die Ansammlung von satirischem Material. Ich bin diese ganze Kampagne und den ständigen Posts auch leid. Stell dir vor, es gibt sogar schon “Fuck Joseph Kony” T-Shirts zu kaufen und das von Klamotten-Läden, die nichts mit dem Projekt zu tuen haben. Die Kommerzialisierung dieses weltverbesserlichen Bewusstseins ist einfach nur lächerlich und scheint irgendwie kein Ende zu nehmen.

    Jagd per Internetvideo

  • Radi-Aid: Africa for Norway | Pottwalblog:

    20. November 2012 at 08:11

    […] hatte mich damals ja ziemlich über die Kony-Kampagne (oh, war da mal was?) aufgeregt. Ich war auch nicht der einzige. Mit Radi-Aid wollen einige Norweger auf die “Ooooch, armes […]

Kommentar schreiben