25 May
2014 by Phil

Google Glass – Mal kurz getestet

GoogleGlass Selbstexperiment
Als Google Glass erstmals erwähnt wurde, war der Hype überall noch sehr gross. Da Glass über die Jahre ein Prototyp, Entwickler-only, Invite-only Produkt geblieben ist und für die Masse das Produkt weiterhin eine reine Story blieb, ist auch das Interesse und der Hype um die Brille zurückgegangen. Wen interessieren schon News über ein Produkt, welches man ja eh nicht haben kann…

Vor einigen Wochen ist so eine Google Glass irgendwie bei uns im Geschäft gelandet und ich durfte damit arbeitenherumspielen. Ich habe sie dann auch mal mit nach Hause genommen und sie bei einem Brunch mit Freunden aufgesetzt.

Freak!

Es ist ja normal, dass man heutzutage mit einem Smartphone rumläuft und dass Leute Tablets haben. Aber so eine Datenbrille auf dem Kopf? Das wirkt schon noch recht freakig. Da waren sich so ziemlich all meine Freunde einig. Ausser die, die meinte es sähe sexy aus. Aber sie hat wahrscheinlich die Brille übersehen und mir direkt in die Augen geschaut.
Aber ist es dann noch immer freakig, wenn dann alle mit so einer rumlaufen? So wie jetzt Smartphones normal sind. Ich denke: ja. Gewisse Technik-Dinge bleiben Sozial einfach unakzeptiert- z.B. seine Ferienfotos mit dem Tablet schiessen.
Ich persönlich fand das mit Glass irgendwie aber noch cool. Man fühlt sich so ein bisschen wie aus der Zukunft. Andere, z.B. der People-who-look-cool-wearing-Google-Glass Tumblr sind da aber anderer Meinung.

Darf ich auch mal?

Weil Glass bisher bei den Leuten nur ein imaginäres Produkt ist, kann man es ihnen nicht übel nehmen wenn sie es auch ausprobieren möchten. Da beginnen nun aber die Probleme: Wie bedient man das jetzt?
Jeder sagt einfach mal “OK Glass”, weil er das schon mal irgendwo so gesehen hat. Wenn man da aber nicht im richtigen Mode ist, passiert mit “OK Glass” mal gar nichts. Die Bedienung mit Swipen am Brillengestell ist nur halbwegs intuitiv, da man bisher noch nie was vergleichbares bedient hat.
Da man ja nicht zu zweit auf den Bildschirm schauen kann, ist es auch schwierig der Glass tragenden Person zu sagen was jetzt genau zu tun ist.
So wurden etliche Fotos geschossen und dann teilweise noch an Kontakte von mir gesendet, ohne dass das wirklich so Absicht war.

Was kann ich jetzt damit?

Wenn dann die Bedienungshürden überwunden sind kommt die Frage, wofür man die Brille denn jetzt gebrauche kann. Die kurze Antwort ist so in etwa: “Für einige Dinge die du sonst mit dem Smartphone machst aber das Smartphone nicht aus der Hosentasche nehmen kannst weil du beide Hände frei haben willst” – und das sind eigentlich nicht sehr viele Dinge.
Und von wegen unauffällig irgendetwas im Internet recherchieren oder ähnlich: Wenn man sich für Informationsbeschaffung auf das Glass-Display fixiert wirkt man mindestens so abwesend wie wenn man aufs Smartphone starrt. Im Gegenteil, es wirkt noch viel auffälliger wenn man da so Geistesabwesend am Tisch sitzt weil man gerade eine E-Mail mit dem rechten Auge lesen muss.

Links-Augen-Diskriminierung

Apropos rechtes Auge: Mein rechtes Auge ist ziemlich scheisse. So scheisse, dass sich nicht mal eine Brille lohnt weil ich auch mit Brille hauptsächlich mit dem linken Auge in der Welt rumgucke. Eine Google Glass Links-Augen-Edition? Nö, gibt es nicht und scheint auch nicht in der Pipeline zu sein. Wo meine Freunde immerhin recht locker einen Wikipedia-Artikel auf Glass lesen konnten, musste ich mein linkes Auge schliessen und dann mit voller Konzentration diese verschwommenen Buchstaben analysieren. Ähnliche Probleme hatten auch Brillenträger, weil die Standard-Google-Glass sich nicht einfach so über eine Brille stülpen lässt.

Fazit

Solange es keine Links-Augen-Version gibt, kommt Glass für mich sowieso nicht in Frage. Aber auch dann: Mehr als 100-200CHF würde ich dafür nicht ausgeben wollen. Zurzeit ist es nämlich noch nicht mehr als ein nettes Spielzeug, welches Sozial noch überhaupt keine Akzeptanz hat. Verständlicherweise fühlten sich meine Freunde von mir und meiner Glass-Brille am Tisch ständig beobachtet und wussten nicht, ob ich denn jetzt grad ein Foto oder ein Video von ihnen mache.
Solche Dinge werden auch Software-Updates und Links-Augen-Versionen nicht fixen können…
Ich fand es toll die Brille mal ausprobieren zu können, war aber nicht traurig als ich sie dann wieder abgeben musste. Wer bisher noch keine Google Glass ausprobieren konnte, hat nicht wirklich viel verpasst. Besser gleich auf die Kontaktlinsen warten (thx david).

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